Nachruf auf Renate Merten

Ins Leben hinein sterben
Die Brise bei Tagesanbruch will dir Geheimnisse verraten.
Schlaf nicht wieder ein.
Du musst um das bitten, was du dir wirklich wünschst.
Schlaf nicht wieder ein.
Menschen gehen hin und her über die Türschwelle,
wo die zwei Welten sich berühren.
Die Tür ist rund und offen.
Schlaf nicht wieder ein.
Rumi

Am 22. November 2021 ist meine liebe Ex-Kollegin und Freundin Renate Merten nach einer notwendigen und nicht ungefährlichen Operation gestorben. Für uns alle unerwartet. Das versteht jeder, der sie kannte. Renate Merten, ein Mensch, der einem so deutlich zeigte, dass es nicht das Alter ist, das eine Rolle spielt, wie man sich fühlt, sondern dass Neugierde, sich auf Neues einlassen, genießen können (und das hat nichts mit Geld zu tun) – dass dies die Parameter für Jung- bzw. Alterslossein sind.

Wir lernten uns durch einen Spender vor fast 20 Jahren kennen. Renate Merten arbeitete damals noch für die Dresdner Bank. Sie organisierte einen wunderbaren Fundraising-Abend zu unseren Gunsten. Wir verkauften Bilder von bulgarischen Straßenkindern. Eigentlich kamen viel zu wenig Besucher und doch war die Stimmung eine ganz besondere und wir konnten „gut Kasse machen“.  Und – typisch Renate – blieb sie in Kontakt mit mir. Am Ende, relativ schnell, begann Renate für uns zu arbeiten. Damals hatten wir noch ein kleines, aber sehr gemütliches Büro im Hinterhof. Renate, immer so eigen (wo ist die Quelle für diesen lilafarbenen Lippenstift?!), phantasievoll und schick angezogen, mit klackenden Silberarmreifen (wir hatten nur zwei Büroräume), machte ihre Arbeit gelassen, präzise und konnte mit ihrer kölschen Art wunderbar mit jedermann umgehen (und wir hatten eine hohe Diversität). Ihre Erfahrung mit Mitarbeitern hat uns immer wieder sehr geholfen, intern schwierigere Personalsituationen auf das richtige Maß zu bringen. Auf Renate war Verlass. Was für eine Entlastung für jede*n Geschäftsführer*in.

Jahrelang hat sie das Kinderkonzert organisiert. Auch später nach ihrem Ausscheiden, haben wir Abende verbracht, um jedem Kind einen guten Platz im Prinzregententheater zuzuweisen. JOIN+HELP ist ohne sie nicht denkbar. Wenn ich sie anrief, weil wieder etwas zu tun war, kam sie immer. Egal, wie langweilig eine Aufgabe war. Und wir haben etwas daraus gemacht, es mit Spaß und Laune erledigt. Renate hat nicht gearbeitet, sie hat einfach „gemacht“, was ihre Freude bereitet hat, sich eingesetzt, weil es ihr wichtig war.

Später, hat sie ihren, ja man kann sagen, kleinen Traum verwirklicht. Die geniale Flohmarkt-Spezialistin fand einen wunderschönen kleinen Laden mitten in der Stadt. Es ging gar nicht wirklich um das Verkaufen. Es ging Renate darum, Menschen zu sehen, mit ihnen zu sprechen, zu essen, an ihrem Leben Anteil zu nehmen. So traf ich auch immer jemanden im Laden an, wenn es mich wieder in die Hochbrückenstraße zog, zu unserem gemeinsamen kleinen, feinen Cappuccino aus der Bar Centrale.

„Unsere Renate“, eine wirkliche Lebenskünstlerin. Mach et joot!

Ulrike de Vries
Stiftung Children for a better World

Cornelius Nohl